Die digitale Transformation, wie sie auch der Deutsche Museumsbund e.V. intensiv begleitet, eröffnet Museen neue Horizonte, um Besucherinnen und Besucher zu begeistern und interne Prozesse zu verbessern. Eine der vielversprechendsten Technologien in diesem Bereich sind KI-Agenten. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und welches Potenzial bieten sie konkret für kleine und mittelgroße Museen? Dieser Artikel beleuchtet die Funktionsweise von KI-Agenten, ihre Anwendungsbereiche in der Museumsarbeit und wie sie die Erstellung von multimedialen Guides revolutionieren können.
Was sind KI-Agenten?
Ein KI-Agent ist ein intelligentes System, das über die Fähigkeiten eines herkömmlichen Chatbots hinausgeht. Während ein einfacher Chatbot auf vordefinierte Antworten beschränkt ist, kann ein KI-Agent autonom Aufgaben verstehen, planen und ausführen, um komplexe Ziele zu erreichen. Er greift dafür auf verschiedene Werkzeuge und Wissensdatenbanken zu, lernt aus Interaktionen und kann selbstständig Problemlösungen entwickeln.
Stellen Sie sich einen spezialisierten Assistenten vor, der nicht nur Informationen wiedergibt, sondern aktiv bei der Recherche, Texterstellung und sogar bei der Beantwortung individueller Besucherfragen unterstützt.
Abgrenzung: ChatGPT vs. KI-Agent
Der wesentliche Unterschied zwischen einem allgemeinen Sprachmodell wie ChatGPT und einem spezialisierten KI-Agenten liegt in dessen Autonomie und angebundenen Werkzeugen.
ChatGPT ist ein leistungsstarkes Sprachmodell, das auf einen riesigen, aber allgemeinen Datensatz trainiert wurde. Es benötigt für jede Aufgabe eine neue, präzise Anweisung (Prompt) vom Nutzer.
KI-Agenten hingegen sind in der Regel für spezifische Aufgaben konzipiert. Sie können eigenständig mehrstufige Pläne erstellen, auf externe, verifizierte Datenquellen zugreifen und Aktionen ausführen, um ein Ziel zu erreichen. Wie die Deutsche Telekom in einem Artikel über KI-Agenten treffend feststellt, können diese „autonom denken, handeln und beobachten: Sie führen Aufgaben aus, automatisieren ganze Prozesse oder unterstützen im richtigen Moment.“ KI-Agten können proaktiv agieren, während ein klassischer Chatbot reaktiv auf Nutzereingaben wartet.
Ein einfacher Chatbot kann also eine Frage beantworten. Ein KI-Agent kann eine Aufgabe, wie die Erstellung eines thematischen Audioguide-Textes von der Recherche bis zur finalen Formulierung, selbstständig bearbeiten.
Wie können KI-Agenten im Museum konkret helfen?
Für Museumsleiter:innen und Vermittlungsmitarbeiter:innen ergeben sich durch den Einsatz von KI-Agenten vielfältige Möglichkeiten, um den Personalmangel abzufedern, die Effizienz zu steigern und das Besuchererlebnis zu bereichern.
- Recherche und Content-Erstellung für die Vermittlung
Die Erstellung von qualitativ hochwertigen Vermittlungsinhalten ist zeitintensiv. Ein KI-Agent kann hier als Assistent agieren.
- Strukturierung und Planung: Der Agent hilft bei der Gliederung von Ausstellungstexten oder der Konzeption eines Audioguide-Rundgangs.
- Quellenrecherche: Er kann gezielt interne Datenbanken und Archive durchsuchen, um relevante Primärquellen, Bilder oder Dokumente zu einem bestimmten Exponat zu finden.
- Textgenerierung: Basierend auf Stichworten, einer Gliederung oder bereits vorhandenen Rohtexten kann der Agent ansprechende und zielgruppengerechte Texte für verschiedene Formate (Saaltexte, Audioguides, Social Media) ausformulieren.
Mit dem nuseum curator space wird dieser Prozess nahtlos integriert. Der KI-Agent lernt den individuellen Sprachstil des Museums aus bereits vorhandenen Texten. So kann er aus wenigen Stichworten mehrere, stilistisch aufeinander abgestimmte Audioguide-Titel erstellen, die sich authentisch in das Gesamtbild der Ausstellung einfügen. Dies ermöglicht eine enorme Zeitersparnis bei der Erstellung und Anpassung von Inhalten.
- Beantwortung von Besucherfragen
Jeder Besucher hat individuelle Interessen und einen unterschiedlichen Wissensstand. Ein KI-Agent kann als persönlicher Begleiter fungieren, der den Wissensdurst stillt und für mehr Barrierefreiheit sorgt.
- Ergänzung von Hintergrundwissen: Besucher können via Smartphone Fragen zu Details stellen, die über den Audioguide-Text hinausgehen – sei es die Definition eines Fachbegriffs, historische Einordnungen oder biografische Informationen zu einem Künstler.
- Interaktives Storytelling: Der Dialog mit einem KI-Agenten ermöglicht eine nicht-lineare und interaktive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Eine Studie der Universität Wien konnte zeigen, dass digitale Interaktion die Freude an den Inhalten steigert und das Erlebnis so deutlich persönlicher und einprägsamer macht.
Der nuseum copilot integriert einen solchen KI-Agenten direkt in den browserbasierten Audioguide. Dieser Chatbot steht den Besucher:innen zur Seite und beantwortet Fragen in Echtzeit. Der entscheidende Vorteil: Der nuseum copilot greift ausschließlich auf die vom Museum kuratierte und freigegebene Wissensbasis zurück. Falschinformationen oder das „Halluzinieren“ von Fakten werden so zuverlässig verhindert. Die Antwortqualität bleibt stets unter der Kontrolle des Museums.
Mehr als ein Gimmick: Der strategische Wert von KI-Agenten für Museen
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass KI-Agenten weit mehr sind als nur ein technisches Gimmick. Sie sind leistungsstarke Werkzeuge, die Museen dabei unterstützen, ihre Kernaufgaben – das Sammeln, Bewahren und Vermitteln – im digitalen Zeitalter effizienter und wirkungsvoller zu gestalten.
Wie der Deutsche Museumsbund betont, ist der digitale Wandel „zu einer Querschnittsaufgabe geworden, die das gesamte Museum verändert.“ Durch den gezielten Einsatz von KI-Agenten wird es möglich, mit begrenzten Ressourcen ein reichhaltigeres, interaktiveres und persönlicheres Erlebnis für jeden einzelnen Besucher zu schaffen. Museen, die diese Potenziale erkennen und nutzen, werden nicht nur ihre Relevanz in einer sich wandelnden Medienlandschaft sichern, sondern auch neue Wege der Wissensvermittlung und des kulturellen Austauschs erschließen. Die Zukunft der Museen wird untrennbar mit der intelligenten Integration von KI-Technologien verbunden sein, um ein lebendiges und zukunftsfähiges kulturelles Erbe zu gewährleisten.

